Das Bild zeigt den Texter Stefan Thönes aus dem Saarland

Ist denn schon Twitter oder was?

von Stefan Thönes - alle Rechte vorbehalten.

Mit Twitter tauscht sich die ganze Welt aus. Das Spannende daran ist, dass die meisten Nutzer von Twitter die Abonnenten ihrer Timeline auch abonnieren. Oder zumindest im Blick haben, wenn sie namentlich in einem Tweet erwähnt werden.

 

Will heißen: Ich kann lesen, was er schreibt und er liest in aller Regel, was ich schreibe. Und seit dem letzten Update darf man sogar Nicht-Followern Nachrichten schicken.

 

Soweit so gut.

 

Das Interessante an Twitter ist, dass dort vor allem furchtbar wichtige Menschen schreiben, was sie gerade so tun und denken. Darunter Popstars, Politiker, Journalisten und Krawallmacher.

 

Die Konversation ist keineswegs uninteressant: Mit Barak Obama kann man sich über die aktuelle Lage im Iran oder sonst wo auf der Welt austauschen. Oder mit Pink über ihre neuste CD oder mit Gerhard Schröder über die Pipeline in der Ostsee tweeten. Und Lady Gaga kam überhaupt erst so groß raus, nachdem ich ihr ein paar Tipps zu einem neuem Look gegeben habe.

 

Mit Arnold Schwarzenegger habe ich vor zwei Tagen über einen Wiedereinstieg in die Filmbranche gefachsimpelt und ihn auf ein neues Projekt von Steven Spielberg aufmerksam gemacht, der sich auch bei Twitter ein wenig detailverliebt verplappert hat. Hat direkt gefunkt zwischen den Beiden. Arnie hat sich gleich bei mir bedankt. Nächste Woche bin ich bei ihm zum Lunch eingeladen. Zusätzlich hat mir sein Reply gut 200 neue Follower gebracht. Klasse Sache, dieses Twittern.

 

Wobei ich doch meine Anmerkungen zur innerpolitischen Sicherheitslage und das lächerliche Versteckspielchen mit Osama Bin Laden nicht unbedingt mit „Schäublix“ hätte diskutieren sollen. Irgendwie kam mir der Name schon ein bisschen seltsam vor. Ein paar Stunden nach dem Tweet ging zunächst einmal mein Rechner in die Knie und er läuft seitdem langsamer. Ich tippe auf einen Trojaner, aber woher? Die neuen Nachbarn nebenan, offenbar ein schwules Pärchen, das sich gerne die Bude mit weiteren Männern teilt, die öfters wechseln und mit Mietwagen anreisen, sind mir irgendwie auch nicht geheuer. Ich fühle mich beobachtet.

 

Wenn ich deshalb wieder einmal ganz mies drauf bin und ein bisschen Ablenkung brauche, ärgere ich „DerStruck“. Den bringt man schnell mit Anspielungen auf innerparteiliche Querelen in der SPD auf die Palme. Ganz leicht mit der Nadel anpicken und schon geht er ab wie (Helmut) Schmidts Katze. Genial.

 

A propos Schmidt: Was meinen Sie, woher Harald seine neusten Gags bekommt? Jep. Twitter.

 

Inzwischen sehe ich kaum noch Fernsehen. Was früher über die Osbournes auf MTV lief, ist doch kalter Kaffe. Ashton Kutcher und Demi Moore, das ist ein spannendes Pärchen! Vor allem, weil sie beide twittern. Hätte ich allerdings nicht schon ein paar Mal beratend eingegriffen, wäre die Ehe längst wieder in die Brüche gegangen.

 

So, jetzt muss ich aber aufhören, aus dem Nähkästchen zu plaudern. Gleich kommt Charlize Theron vorbei. Sie ist gerade in Deutschland. Wir haben die letzten Wochen ein paar Mal getwittert und ich soll ihr hier die Umgebung zeigen. Führung von einem Einheimischen sozusagen.

 

Ich glaube, ich liebe Twitter. Und vielleicht sogar bald Charlize.

 

 

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